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10. Mai 2024Lesedauer 6 Minuten

Infrastructure Investment & Finance Day: Key takeaways von unserem Event in Frankfurt

Infrastruktur im Fokus der Regulatorik

Gemeinsam mit INTREAL haben wir am 7. Mai 2024 in unserem Frankfurter Büro eine Veranstaltung mit fast 100 Teilnehmenden ausgerichtet, initiiert von unseren Partnern, dem Leiter des ICT-Sektors Deutschland, Dr. Manuel Indlekofer, sowie dem Leiter des Energiesektors Deutschland, Michael Cieslarczyk.

Die Energiewende und das Ziel, den Wirtschaftsstandort Deutschland bis zum Jahr 2045 zu einem klimaneutralen Industrieland zu transformieren, schaffen neue Dynamiken, die Investitionen in erneuerbare Energien in Deutschland attraktiver machen. Infrastrukturprojekte, gerade im Bereich der erneuerbaren Energien, rücken verstärkt in den Fokus institutioneller Investoren und Projektentwickler.

Bastian Hammer, Leiter Steuern und Altersvorsorge, BVI und Dr. Peter Brodehser, Partner Infrastructure Investments bei der DWS haben ihre spannenden Impulsvorträge zur Regulatorik und Infrastruktur-Investments im Wandel der Zeit präsentiert und damit die Grundlage für die anschließenden Panel-Diskussionen gelegt.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer unserer ersten Paneldiskussion waren:

  • Birgit Benz, Head of Fund Management, FOM Invest
  • Bastian Hammer, Leiter Steuern und Altersvorsorge, BVI
  • Dr. Caroline Herkströter, Partner, DLA Piper
  • Markus Schmidt, Head of Business Development Infrastructure, INTREAL
  • Moderation: Rudolf Kömen, Conducting Officer Portfoliomanagement und Vertrieb, INTREAL Luxembourg & Dr. Marie-Theres-Rämer, Partner, DLA Piper

Key takeaways der Paneldiskussion:

  • Um die Transformation der Energiewende stemmen zu können, sind mehr als 10 Billionen EUR notwendig, allein im Primärenergiebereich. Das regulatorische Umfeld macht den Standort Deutschland für Infrastruktur-Investments derzeit mäßig attraktiv, selbst wenn man die natürlichen Standortbedingungen außen vor lässt (mehr Wind/Sonne im Norden und Süden Europas). Um die Energiewende zu schaffen und den Investitionsstandort Deutschland zu sichern, muss der Gesetzgeber gerade das Thema Regulatorik angehen.
  • Derzeit fließt deutsches Kapital eher ins Ausland. Institutionelle Anleger investieren zu wenig im eigenen Land. Grund dafür sind unter anderem fehlende Asset Manager im eigenen Land, da der Markt wesentlich von Home-Bias getrieben ist. Andere Länder wie Frankreich weisen hier den Weg um den Faktor Home-Bias gezielt zu nutzen: Frankreich hat mit Tibi ein Ökosystem für private Investitionen in Start-ups durch lokale Asset Manager zu fördern. Im Gegensatz zum Deutschen Modell, das vollends auf staatliche Förderung und staatliches Asset Management setzt, setzt Tibi auf privatwirtschaftliche Umsetzung mit verpflichtender Standortwahl Frankreich für die Asset Manager. Auch ein Weg für Deutschland?
  • Gerade das deutsche Steuerrecht kommt Investitionen in Infrastruktur derzeit in die Quere. Um den Standort attraktiver zu machen, bedarf es grundsätzlich einer Ausweitung der Umsatzsteuerbefreiung für alle Fondstypen. Spezial-Investmentfonds muss es ohne Steuerrisiko für den Anleger möglich sein, Solaranlagen auf den Dächern der Immobilien zu betreiben. Erwerbbarkeit von Infrastruktur-Projektgesellschaften / VC Fonds muss – unabhängig von der Art der Tätigkeit und der rechtlichen Ausgestaltung – für deutsche Fonds möglich sein. Die Verwaltung ausländischer Fonds aus Deutschland heraus darf zu keinem Steuerrisiko führen (kein Ort der Geschäftsleitung bzw. keine Betriebsstätte des Fonds in Deutschland). (Internationale) Anleger müssen ohne Steuerrisiko in deutsche Fonds investieren können.
  • Die Frage ist nur: Wird der deutsche Gesetzgeber diese Themen angehen, nachdem das Zukunftsfinanzierungsgesetz einige dieser Themen angehen wollte und schlussendlich in relevanten Punkten gekippt wurde? Alle sind gespannt was das Jahressteuergesetz 2024 bringen wird! Schlussendlich stellt sich die Frage ob die Steuerlast in Deutschland tatsächlich das Problem ist, nachdem die Steuerlast in anderen Ländern ähnlich, wenn nicht sogar höher, ausfällt. Liegt es am Ende eher an der Attraktivität der Investmentprodukte in Deutschland?

 

Chancen und Risiken für Infrastruktur-Investments und deren Finanzierungen

An unserer zweiten Paneldiskussion haben folgende Branchenvertreterinnen und -vertreter teilgenommen:

  • Dr. Peter Brodehser, Partner Infrastructure Investments, DWS
  • Marc Drießen, Vorstand, Evolv Asset Management
  • Dirk Mous, Head of Infrastructure & Public Finance, DekaBank
  • Michael Volkermann, Head of Project Finance, Deutsche Bank
  • Jens Walzner, Managing Director, Prime Capital
  • Moderation: Dr. Wolfram Distler & Dr. Manuel Indlekofer, beide Partner, DLA Piper

Key takeaways der Paneldiskussion:

  • Infrastruktur-Investments befinden sich in einer Phase der Neuausrichtung und müssen derzeit viele Hürden überkommen, wie die relative Attraktivität von Fixed-Income Investments, ein stark reduziertes Wiederanlagevolumen, den Denominator-Effekt und den Umstand, dass der Zenit der „Assets under Management“ bei einigen Investoren erreicht ist.
  • Die Phase der Neuausrichtung ist geprägt von einem moderaten Anlageverhalten: U.a. Kleinere Ticketgrößen bei Infrastruktur-Investments, reduzierte Anzahl an Transaktionen, sowie genauere Prüfung der Projekte (nicht nachhaltig fliegt raus)
  • Es fehlt derzeit noch an Produkten im Infrastrukturmarkt. Allerdings ist eine Projektschwemme absehbar: Sinkende Energiepreise und steigende Zinsen haben dazu geführt, dass Projekte an Wert verloren haben und Developer bisher zurückhaltend waren, ihre Projekte zu niedrigeren Preisen am Markt anzubieten. Projektentwickler sind aufgrund zunehmenden Liquiditätsengpasses jedoch Zunehmens gezwungen, Projekte auf den Markt zu bringen. Mit einer Projektschwemme ist in den kommenden Jahren zu rechnen und das Umfeld wird sich von einem Verkäufer- zum Käufermarkt ändern.
  • Der Bedarf an Infrastruktur-Investments in erneuerbare Energien in Deutschland und Europa ist immens: Wenn Europa bis 2050 vollends auf alternative Energieträger wechseln möchte, müssen Investitionen in erneuerbare Energien zukünftig um 7,5% p.a. wachsen (von derzeit 4,5% p.a.). Woher das zusätzliche Kapital für dieses Wachstum kommen soll, ist die große Frage. Institutionelle Anleger waren bisher die Treiber für Infrastruktur-Investments. Werden zukünftig alternative Geldquellen (Förderinstitute, Banken, strategische Investoren, etc.) relevant, um die sich zunehmend wachsende Kapitallücke für Infrastruktur-Investitionen zu schließen? Es zeichnet sich ab, dass gerade Privatanleger eine immer wichtigere Rolle spielen werden und der Markt von einer Demokratisierung der Alternativen Investments geprägt sein wird.
  • Das notwendige Wachstum im Bereich erneuerbare Energien stellt die Investment-Branche vor gewaltige Herausforderungen: Es wird an Asset Managern und Developern fehlen, um das notwendige Wachstum zu stemmen. Dies wird zwangsweise zu einer Merger-Welle bei Asset Managern und Fusionen von Asset Managern und Developern führen. Zunehmend wird der Markt mehr Buy-Strategien sehen. Externe Anbieter von Investment-Lösungen und Placement-Advisors werden an Bedeutung gewinnen.
  • Durch die Annäherung der Immobilien- und Infrastrukturbranche können sich zukünftig Synergien ergeben, um die klaffende Lücke an Ressourcen für die Energiewende zu schließen.
  • Auch wenn die gesamte Branche derzeit viele Hürden zu stemmen hat, überwiegen die Chancen für Infrastruktur-Investments in der Zukunft.

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